EXPERIMENTALFILMWORKSHOPS
»Alles bewegt sich wie von selbst!« – Filme sehen, drehen und vertonen (Januar bis März 2010)

Dass das Filmemachen Handarbeit ist – diese physische und materielle Erfahrung machen Schulklassen der Hunsrück-Grundschule in zwei Filmworkshops mit den Filmemachern Ute Aurand und Robert Beavers sowie der Filmvermittlerin Stefanie Schlüter. Sie malen und kratzen Muster, Farben und Formen auf 35mm Celluloidstreifen, sie animieren kleine und große Objekte mit einer 16mm-Bolex-Kamera.

Auftakt zu jedem Workshop bildet eine Filmvorführung im Kino Arsenal, in dem die Kinder kurze, teils animierte Filme aus 100 Jahren Filmgeschichte sehen, so zum Beispiel Emile Cohls »Fantasmagorie« von 1908, der zu den ersten Animationsfilmen der Filmgeschichte zählt, oder Filme von Detel + Ute Aurand, Marie Menken, Hans Richter, Len Lye, Stan Brakhage u.a.

Dabei beschäftigen sich die Kinder mit Fragen rund ums bewegte Bild:

Alles bewegt sich von allein! Wie kann das sein?
Kann ein Tisch sich selbst decken?
Wie können Steine, Perlen, Bleistifte sich von selbst bewegen?
Warum sieht die Welt im Zeitraffer so aus, als hätte sie es eilig?
Kann man Filme ohne Kamera herstellen?
Wie bringe ich Farben, Formen, Muster auf einem Filmstreifen zum Tanzen?

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Das in Toronto (Kanada) stattfindende Images-Filmfestival zeigte im April 2011 einen Teil aus »Kratzig 3: Alles bewegt sich wie von selbst« – zusammen mit Experimentalfilmen der FilmemacherInnen und KünstlerInnen Jennifer Reeves, Ed Ackerman + Colin Morton, Rick Raxlen, Steven Woloshen, Joost van Veen, Alexi Manis, Robert Todd und Lawrence Jordan.

Das »Radical Recess: A Screening of Avant Garde Films for Children!«-betitelte Filmprogramm wurde von Larissa Fan kuratiert.

Katalog (S. 65)

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»Im Trickfilmworkshop habe ich viel Neues gelernt. Beim Anmalen des Filmstreifens leuchten die Farben schön und auf dem Bildschirm sieht es so aus, als ob es ein buntes Feuer ist... Wenn man später seine bekratzen und bemalten Filme auf der Leinwand sieht, glaubt man gar nicht, dass man diesen Film nur mit Alltagsgeräten (Stifte, Nadeln) gemacht hat. Auf der Leinwand sprüht dann alles und die Muster zischen auf der Leinwand vorbei.« (Anais, 11 Jahre)

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In einem weiteren Workshop mit dem Filmtonkünstler Dirk Schaefer vertonen Schülerinnen und Schüler der Evangelischen Schule Berlin Zentrum die stummen Trickfilme der Grundschüler digital. Auch bei diesem Workshop erfahren die Schüler die Grundlagen des Filmtons zuerst im Kino, bevor sie selbst Hand anlegen. In einem Filmtonatelier stellt Dirk Schaefer seine Arbeitsweise anhand von Filmen vor, die er selbst vertont hat – darunter Filme aus der Zusammenarbeit mit dem Found-Footage-Künstler Matthias Müller.

Ein Projekt des Arsenal – Institut für Film und Videokunst mit den Filmemacher/innen Ute Aurand und Robert Beavers, dem Filmtonkünstler Dirk Schaefer und der Filmvermittlerin Stefanie Schlüter. In Zusammenarbeit mit der »Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen«.

Teilnehmende Schulen:

Hunsrück-Grundschule, Kreuzberg
Evangelische Schule Berlin Zentrum, Mitte

Gefördert mit Mitteln des Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung.